Das Sexuelle Profil


SEXUELLES PROFIL: Was macht mich sexuell aus?


Einer meiner Ausbildner, der Paar- und Sexualtherapeut Ulrich Clement, beschreibt die jedem Menschen eigene Sexualität als „sexuelles Profil“. Es ist mit einem Fingerabdruck zu vergleichen- unverwechselbar, einzigartig, aber wandelbar.



Viele Menschen wissen nur wenig über ihr sexuelles Profil. Das ist nicht weiter verwunderlich: Auch wenn in unserer Gesellschaft das Thema Sex scheinbar „allgegenwärtig“ ist, fehlen oft Räume, sich konkret mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen. In vielen Familien wird kaum über Sexuelles gesprochen, in Schulen, Universitäten und Ausbildungsstellen fehlt die sexuelle Bildung und auch (bzw. gerade!) in langjährigen Beziehungen fällt das Sprechen über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse oft gar nicht leicht.

1) Sexuelle Biografie

Unsere sexuelle Biografie beginnt nicht erst mit unseren ersten Sexualpartnern und -partnerinnen. Wir sind von Geburt an sexuelle Wesen und werden geprägt und beeinflusst von allem, was uns diese Welt bietet (oder auch verwehrt und zumutet):

Körperlichkeit, Nähe und Pflege im Babyalter, Umgang mit Nacktheit, Genuss, Intimität, Zärtlichkeit aber auch Rückzugsmöglichkeiten in unserer Familie, Ver- und Gebote bezüglich Beziehung, Selbstbefriedigung und Eigenständigkeit, Pornografie, Respekt oder Diskriminierung von sexuellen Orientierungen und Identitäten, Erleben von Gewalt, Beziehungen und Freundschaften, sexuelle Bildung (oder Vorenthaltung dieser): All das und noch so vieles mehr formt unser Bild von Sexualität und damit auch unser Selbstbild.

Aber wir sind auch Autorinnen und Autoren unserer sexuellen Geschichte: Wir können sie schreiben, umschreiben, anders und neu weiterführen. Wir können „sexuelle Verlierer/innen-Geschichten“ über uns erzählen, oder auch „sexuelle Gewinner/innen-Geschichten“. Wir können uns als Opfer schreiben, als Überlebende, als Täter*innen oder Held/innen. Damit ist nicht gemeint, dass wir in einem Falle lügen und im anderen nur die „Wahrheit“ erzählen- unsere Geschichte ist immer Sache der Perspektive.

Wenn Zweifel und Sorgen unser sexuelles Erleben überschatten, sehen wir meist nur einen bestimmten „roten Faden“ unserer Geschichte, der scheinbar erklärt, warum derzeit alles so negativ scheint- und vergessen oder übersehen dabei die vielen Ressourcen, Ausnahmen und Möglichkeiten, die uns ebenso bereit stehen und ausmachen.

Wie kann Sexualtherapie / Paartherapie hier nützlich sein?

Viele Klienten und Klientinnen nützen den geschützten Rahmen einer Therapie bei mir, um

  • die eigene (sexuelle) Geschichte neu zu beleuchten.
  • die eigene Hoheit als Autor/in wieder zurückzuerobern.
  • belastendes aus der Vergangenheit zurückzulassen oder anders einzuordnen.
  • Stolz darauf zu entwickeln, was sie alles erlebt, überlebt und für sich erreicht haben.
  • sich darüber bewusst zu werden, was ihnen so wertvoll ist, dass sie es weiterhin pflegen möchten.
  • einen Blick darauf zu werfen, was derzeit fehlt oder was sie in ihrem sexuellen Leben noch erleben möchten.
  • die Geschichte des Partners/ die Partnerin besser kennen zu lernen und zu verstehen.

2) Sexuelle Neigungen, Vorlieben, Sexuelle Praktiken

Warum wird man, wie man (sexuell) ist? Was ist „normal“, was „pervers“? Wo werden Vorlieben zu Störungen? Wie viel ist zu viel und wird zur Sucht? Und was ist zu wenig?

Man merkt bereits: Wenn es um sexuelle Neigungen und Praktiken geht, drehen sich viele Fragen um Norm und Abweichung, Moral und Unmoral.

Verbotsmoral: „Wider die Natur“

Bis etwa in die 1970er Jahre gab es auf diese Fragen scheinbar klare Antworten, denn es galt die „Verbots-Moral“. Staat und Kirche bewerteten bestimmte sexuelle Handlungen und Beziehungsformen als „sündhaft“ oder „wider die Natur“, wie z.B. außerehelicher Sex, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Verhütung oder die so genannte „wilde Ehe“ etc. Es wurde Verzicht gepredigt, Entgleisungen wurden sanktioniert und oft auch als „krankhaft“ verstanden.

Durch sexueller Liberalisierung, Frauenbewegung und Selbstbestimmungsdiskurs in den 1970er und 1980er Jahren veränderte sich auch die Sexualmoral.

Konsensmoral: „Erlaubt ist, worauf man sich einigen kann“

Heute leben wir in der Zeit der Verhandlungs- oder Konsensmoral, nach der alles eine Sache der Verhandlung der beteiligten Personen ist und die immer weniger von außen reguliert wird (siehe auchWas sind Ausdrucksformen von Sexualität?).

  • Erlaubt ist also, worauf man sich einigen kann.
  • Die Verhandlungsmoral bewertet nicht mehr bestimmte sexuelle Handlungen als gut oder böse, sondern fragt nach der Art und Weise des Zustandekommens von Sex und Beziehung, vor allem nach der Einvernehmlichkeit.

Haben Menschen heute anders Sex als früher?

Einerseits lautet die Antwort „Nein“, weil Menschen schon seit jeher auf alle möglichen Arten Sexualität lebten (auch wenn oft im Verborgenen und mit der Angst, dafür bestraft oder ausgeschlossen zu werden).

Andererseits muss man dennoch klar mit „Ja“ antworten, weil Menschen (zumindest in einigen westlichen Industriestaaten) noch nie zuvor so viele gesellschaftlich tolerierte Möglichkeiten hatten, Sexualität und Beziehung zu leben und zu gestalten.

Die wichtigsten Veränderungen in der Bewertung von Sexualität sind heute:

1) Legalisierung von sexuellen Handlungen

War früher nur Sex zwischen Mann und Frau (und in der Ehe) erlaubt, ist Heterosexualität heute nur mehr eine von vielen (legalen) Möglichkeiten, Sex und Beziehung zu leben – wenn auch noch nicht überall auf der Welt.

2) „Perversionen“ werden zu „Vorlieben“

Viele sexuelle Spielarten, die früher als sündhaft oder krank galten (Oralsex, Analsex, Sex mit mehreren Personen, bestimmte Vorlieben etc.), werden heute nicht nur als „normal“ betrachtet, sondern sie werden öffentlich diskutiert (Medien, Talkshows,… ).

3) Sexuelle Orientierungen und Identitäten vervielfältigen sich:

Hetero? Schwul? Lesbisch? Bi? So ordnete man früher ein, zu wem Menschen sich hingezogen fühlen. Heute finden aber immer mehr Formen von „sexueller Orientierung“ öffentliche Beachtung: Pansexualität, Asexualität, Demisexualität, usw. (siehe „Sexuelle Orientierung„)

4) Sexuelles Verhalten ist nicht mehr unbedingt mit sexueller Orientierung übereinstimmend!

So sind z.B. Männer, die Sex mit Männern haben, sich aber nicht als schwul identifizieren usw. heute bereits Alltag.

5) Die „Spielplätze“ für (Suche nach) Sex und Beziehung vermehren sich

Sexclubs & -parties, Online-Dating, Partnersuchbörsen, Sex-Chats, Internetforen, Videotelefonie, Cyber Sex und Virtual Reality – wir können heute aus einer Fülle von Angeboten wählen.

„Normal“ oder „Pervers“?

Heute wird letztlich nur solches Verhalten als „pervers“ empfunden, das die „Verhandlungsmoral“ verletzt (s. oben):

  • Sex mit Kindern
  • Sex mit Tieren
  • Sex mit nicht einwilligungsfähigen Personen

Im Grunde handelt es sich dabei um Straftaten, also um „sexuelle Delinquenz“.

Was ist „normal“?

„Normal“ bedeutet im Grunde nur, dass ein Verhalten der Norm entspricht, also einer statistischen Mehrheit. „Normal“ wären in diesem Sinne auch manche Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht oder depressive Verstimmungen – es ist an sich keine positive oder negative Bewertung.

Und doch wird meist negativ bewertet, was vielen Menschen fremd ist oder was keine öffentliche Beachtung findet. Dann wird „normal“ schnell zu „gut“, „nicht normal“ zu „gestört“, „krank“ oder „pervers“.

Allerdings entspricht kein Mensch in allen Aspekten einer statistischen Norm. Somit sind wir auch alle „abnormal“- und damit wieder ganz normal.

Gibt es so etwas wie ein „normales Sexualverhalten“?

Heute würde man von „angepasstem sexuellen Handeln“ sprechen:

  • Alles, was passiert, ist für alle Beteiligten akzeptabel
  • Es findet kein Zwang, keine Ausnutzung oder Ausbeutung statt
  • Die Selbstbestimmung Anderer wird nicht eingeschränkt

Es ist also immer dann unsinnig, von einer Störung zu sprechen, wenn sexuelle Vorlieben von allen Beteiligten einvernehmlich ausgeübt werden, keinen Leidensdruck verursachen UND ohne negative Folgen bleiben.

Dann ist alles OK, solange alle Beteiligten einverstanden sind?

Nicht immer und unbedingt. Manche Menschen haben zwar sexuelle Vorlieben, die niemandem Schaden zufügen und die auch legal sind. Trotzdem leiden manche unter ihren sexuellen Bedürfnissen. Sie schämen sich, isolieren sich mehr und mehr von Anderen, wollen keine Beziehung mehr eingehen oder finden keinen Partner, der ihre Vorlieben teilt. In manchen Fällen gewinnen die Vorlieben auch ein Eigenleben: Sie „drängen“ immer mehr, nehmen immer mehr Raum ein und Sexuelles, was einen vielleicht früher erregte, erregt immer weniger.

Von einer „Störung der Sexualpräferenz“ („Paraphilie“) spricht man dann, wenn die („ungewöhnlichen“) Bedürfnisse und/oder Fantasien

  • als dranghaft erlebt werden.
  • seit mind. 6 Monaten bestehen.
  • Leiden oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen Lebensbereichen verursachen.

Manchmal erleben sich Menschen auch „süchtig“ oder werden von Anderen (oft Partnern und Partnerinnen) so gesehen. Ein häufiges Thema ist hierzu z.B. der Pornokonsum im Internet.

Wie kann Sexualtherapie/ Paartherapie hier nützlich sein?

Viele Klienten und Klientinnen nutzen den geschützten Rahmen einer Therapie bei mir, um

  • sich über ihre Wünsche und Bedürfnisse klar zu werden.
  • abzuklären, ob ihre Vorlieben „normal“ sind, oder es sich um eine Störung oder Sucht handelt.
  • sich nicht mehr mit Ängsten und Sorgen alleine zu fühlen.
  • Möglichkeiten zu erarbeiten, wie und mit wem sie sexuelle Wünsche ausleben könnten.
  • mit ihrem Partner/ ihrer Partnerin über Vorlieben zu sprechen und zu verhandeln.
  • auch andere Formen von Sex genießen zu können (außer einer bestimmten Vorliebe).

3) Wünsche und Fantasien

Wünsche und Fantasien sind keineswegs immer dasselbe:

Sexuelle Fantasien sind wie Träume: Vorstellungen von Möglichkeiten. Sie können absurd, surreal und sehr „politisch unkorrekt“ sein. Oft haben sie wenig damit zu tun, wie wir unsere Sexualität oder Beziehung leben oder welche Werte wir haben.

Sexuelle Wünsche drängen eher nach Auslebung. Sie sind oft etwas konkreter, realistischer und absichtsvoller.

Fantasien können ein wunderbarer Schatz sein- als Geheimnis gehütet oder geteilt und Quelle vieler sexueller Freuden mit sich und/oder Anderen. Sie können aber auch als beschämend, unpassend, bedrohlich erlebt werden oder nicht mit dem eigenen Selbstbild vereinbar scheinen.

Oft sind es „politisch unkorrekte Inhalte“ von Fantasien, für die Menschen sich schämen: Als emanzipierte Frau über sexuellen „Gewalt“-Erlebnissen mit Fremden zu fantasieren? Unmöglich? Es als Mann erregend zu finden, sich in einer unterwürfigen Rolle (womöglich in Frauenkleidung) vorzustellen? Peinlich?

Nein, solche und andere Fantasien sind sehr verbreitet und ganz normal! Sie sind einerseits Teil unseres sexuellen Profils, andererseits nicht weniger wichtig als alles Andere, was uns sexuell auch ausmacht.

Manche Menschen wiederum finden kaum einen Zugang zu ihren sexuellen Fantasien und entwerten sich selbst dann als „langweilig“, „verklemmt“ oder „einfallslos“.

Dasselbe gilt für sexuelle Wünsche. Oft werden wir von Ratgeber-Literatur, Medien und Partnern/ Partnerinnen dazu aufgefordert, „offen zu sagen, was wir wollen“. Doch das ist gar nicht so einfach, denn dazu müsste man einerseits wissen, was man möchte, andererseits die passende Worte finden und im Gespräch auch noch riskieren, dass das Gegenüber irritiert, verstört oder gekränkt darauf reagiert. Eine große Herausforderung!

Wie kann Sexualtherapie/ Paartherapie hier nützlich sein?

Viele Klienten und Klientinnen nützen den geschützten Rahmen einer Therapie bei mir, um

  • ihre sexuellen Wünsche und Fantasien kennen zu lernen und sich mit ihnen anzufreunden.
  • einen (besseren) Zugang zu ihren Fantasien zu finden (auch das ist möglich!).
  • die eigentlichen Sehnsüchte hinter Fantasien und Wünschen zu erkennen.
  • zu sortieren, was Fantasie bleiben darf und was eher verwirklicht werden will.
  • Worte zu finden, um sich darüber mit Partner / Partnerin auszutauschen.

4) Wertebilder, Haltungen, Tabus

In unserer Sexualität „reden“ viele und vieles mit: Stimmen aus unserer Herkunftsfamilie, von (Ex-) Partnern und Partnerinnen, Freunden und Bekannten, Lehrer*innen, Kolleg*innen, Medien, Ratgebern, Werbung, Politik, Religion, usw.

Sie alle erzählen und erzählten uns etwas über Sexualität und Beziehung, stellen Gebote und Verbote auf, sind uns Vorbilder oder schlechtes Beispiel, fordern, fördern oder behindern uns. Manche dieser Werte pflegen wir, manche haben wir verworfen, manche aber sind wie ungebetene Gäste, die uns besuchen, auch wenn wir das gar nicht möchten.

Ob sie uns bewusst oder unbewusst sind: Wertebilder beeinflussen unsere sexuelles und Beziehungsleben maßgeblich. Gerade in Bezug auf Sexualität gibt es viele (alte und neue) Mythen:

Was angeblich gesund, normal und passend sei- und was nicht. Wie oft wir Sex haben sollen, mit wem und auf welche Weise- und wie nicht.

Hier sind einige sehr häufige sexuelle Mythen über Sex im Allgemeinen:

  • Sex macht Spaß.
  • Sex ist gesund.
  • Regelmäßiger Sex ist wichtig für eine Beziehung.
  • Stimmt der Sex nicht, stimmt auch etwas mit der Beziehung nicht.
  • Sex sollte spontan passieren.
  • Sex muss man nicht lernen.
  • Sex ist nur Geschlechtsverkehr.
  • Selbstbefriedigung ist kein echter Sex.
  • Sex in Beziehungen ist, worauf man sich einigen kann.
  • In einer guten Beziehung sollte der Andere wissen, was man sexuell will.

Der größte Mythos von allen:

  • Oben stehende Mythen haben keinen Einfluss auf uns.

Über männliche und weibliche Sexualität gibt es noch immer unterschiedliche Mythen, auch wenn sie sich in den letzten Jahrzehnten anzugleichen beginnen. Viele davon haben nur wenig damit zu tun, wie Männer und Frauen „sind“ (und wer sind schon „die“ Männer und „die“ Frauen?). Sie entsprechen oft stereotypen „Geschlechtsrollenbildern“, ähnlich einer Karikatur.

(Anmerkung: Die nachfolgenden Mythen sind bewusst in der stereotypen Form belassen, in der man ihnen üblicherweise begegnet.)

Mythen über weibliche Sexualität

  • Weibliche Sexualität ist komplizierter als männliche.
  • Frauen haben weniger Lust auf Sex und weniger sexuelle Fantasien.
  • Frauen mögen keine Pornos.
  • Frauen gehen weniger fremd.
  • Wenn man(n) eine Erektion hat, muss sie etwas damit machen.
  • Wenn Frau keinen Sex will, sollte frau auch nicht mit Zärtlichkeiten anfangen.
  • Eine befriedigte Frau befriedigt sich nicht selbst.
  • Lustvolle Frauen haben multiple Orgasmen.
  • Moderne Frauen sind sexuell initiativ bzw. begehrenswerte Frauen üben sich in Zurückhaltung.
  • Frauen sollten ihre Erregung nicht zeigen bzw. unbedingt zeigen.
  • Eine Frau, die sagt, was sie beim Sex will ist „herrisch“.
  • Eine Frau, die sagt, was sie beim Sex nicht will ist verklemmt.

Der größte Mythos von allen:

  • Oben stehende Mythen haben keinen Einfluss auf uns.

Mythen über männliche Sexualität

  • Für Sex braucht man(n) eine Erektion.
  • Für guten Sex braucht man einen großen Penis.
  • Ein Mann will immer Sex, braucht immer Sex und ist immer zu Sex bereit.
  • Männer können Sex und Liebe besser trennen.
  • Männer gehen häufiger fremd.
  • Sex = Geschlechtsverkehr!
  • Jeder körperliche Kontakt sollte zu Sex führen.
  • Es ist die Leistung, die zählt.
  • Guter Sex besteht in einer Steigerung der Erregung bis zur Erreichung eines (gleichzeitigen) Orgasmus.
  • Selbstbefriedigung ist kein richtiger Sex.
  • Männer mögen Pornos.
  • Ein Mann sollte gewisse Gefühle nicht haben – oder sie zumindest nicht zeigen.

Der größte Mythos von allen:

  • Oben stehende Mythen haben keinen Einfluss auf uns.

Sexuelle Mythen gibt es natürlich auch über ältere Menschen, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung oder unterschiedlicher Herkunft und Nationalität, über Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle usw.

Manche Mythen scheinen auf den ersten Blick „positiv“, aber oft diskriminieren sie Personen(gruppen) dennoch, engen ein, führen zu Zerrbildern, Ängsten und Leistungsdruck.

Wie kann Sexualtherapie/ Paartherapie hier nützlich sein?

Viele Klienten und Klientinnen nützen den geschützten Rahmen einer Therapie bei mir, um

  • eigene Wertebilder und Tabus zu hinterfragen.
  • herauszufinden, wer oder was in ihrer Sexualität „mitredet“.
  • aktuelle und stimmige Werte für sich selbst zu finden und nicht passende zu verwerfen.
  • sich besser vor Zuschreibungen wehren zu können.
  • Werte und Haltungen von Partner oder Partnerin kennen zu lernen und besser zu verstehen.

5) Sexuelle Orientierungen

Die sexuelle Orientierung (oder Geschlechtspartner-Orientierung) beschreibt, auf welche (Geschlechts-) Partner oder Partnerinnen ein Mensch orientiert ist oder auch: Partner oder Partnerinnen welchen Geschlechts man für Sexualität, Liebe, Beziehung, Intimität hauptsächlich oder ausschließlich bevorzugt.

  • Die sexuelle Orientierung ist Teil der sexuellen Identität jedes Menschen.
  • Die sexuelle Orientierung ist nicht mit sexuellem Verhalten gleichzusetzen!
    • Man kann auch dann schwul, lesbisch, hetero, bi oder pansexuell empfinden, wenn man keinen Sex hat- es geht um das (Selbst-) Erleben, nicht unbedingt um das (sexuelle) Tun.
    • Umgekehrt gibt es Menschen, die etwa mit gleichgeschlechtlichen Personen Sex leben, sich aber nicht als schwul oder lesbisch definieren.
  • Sexuelle Orientierungen sind nicht starr, Menschen lassen sich nicht so einfach in Kategorien einteilen.
  • Die sexuelle Orientierung kann sich im Lauf des Lebens verändern oder gleichbleiben.

Welche sexuellen Orientierungen gibt es?

Man unterschied lange 3 verschiedene sexuelle Orientierungen:

1. Heterosexualität

Hetero = verschieden: Man fühlt sich zum Gegengeschlecht hingezogen. Statistisch und im gesellschaftlichen Kontext wird diese Orientierung häufig auch als „normal“ bezeichnet. Der Begriff „normal“ ist allerdings häufig sehr irreführend, weil es auch völlig natürlich ist, anders orientiert zu sein! Viele Menschen lassen sich allerdings dazu hinreißen, „normal“ und „natürlich“ synonym zu verwenden und damit anders orientierten Menschen ihr Recht auf freie Entfaltung absprechen zu wollen. Dies sollte unter allen Umständen vermieden werden.

2. Homosexualität

Homo = gleich: Man fühlt sich zum eigenen Geschlecht hingezogen. Bei Männern hat sich der Begriff „schwul“, bei Frauen der Begriff „lesbisch“ durchgesetzt.

3. Bisexualität

Bi = zwei: Man fühlt sich zu beiden Geschlechtern hingezogen. In der Umgangssprache hat sich der Begriff „bi“ durchgesetzt.

Warum gibt es heute mehr als 3 sexuelle Orientierungen?

Da Menschen nicht in nur drei Kategorien passen und weil es auch nicht nur Männer und Frauen gibt, zu denen man sich hingezogen fühlen kann, reichen die 3 klassichen Orientierungen in der Praxis schlicht nicht aus. So gibt es z.B. Menschen, die sich als „transgender“ empfinden oder auch als intersexuell – und Menschen, denen das Geschlecht der Person egal ist, mit der sie Sex haben oder Beziehung führen.

4. Pansexualität / Omnisexualität

Pan = alles: Man fühlt sich zu Personen hingezogen, unabhängig von deren Geschlecht oder Geschlechtsidentität.

5. Asexualität

= man fühlt kein sexuelles Interesse bzw. keine sexuelle Anziehung. Es gibt also auch Menschen, die keinerlei sexuelle Anziehung verspüren, weder zu Männern, Frauen oder Transpersonen. Allerdings hat auch Asexualität ein Spektrum: Es gibt nicht nur „sexuelle“ oder „asexuelle“ Menschen. Manche Menschen bezeichnen sich etwa als „demisexuell“:

6. Demisexualität

= Menschen, die nur dann sexuelle Anziehung empfinden, wenn sie eine starke emotionale Bindung zu jemandem aufgebaut haben.

Asexuelle und Demisexuelle definieren sich manchmal auch als hetero-, homo-, bi- oder pan-romantisch: Das bedeutet, dass sie sich sehr wohl emotional zu einem oder mehreren Geschlechtern hingezogen fühlen, aber eben nicht sexuell. Sie leben Liebesbeziehungen, in denen Sexualität kaum oder gar keine Rolle spielt oder haben manchmal Sex (auf verschiedene Arten) mit sich selbst oder ihren „sexuellen“ Partnern und Partnerinnen, auch wenn sie nur sehr begrenzt Bedürfnis danach haben

Wie kann ich meine sexuelle Orientierung herausfinden?

Bin ich hetero? Bin ich schwul? Bin ich lesbisch? Bin ich bisexuell? Bin ich pansexuell? Oder asexuell?

Viele erleben mindestens einmal in ihrem Leben Unsicherheiten, was ihre sexuelle Orientierung betrifft. Vielleicht haben sie bisher immer mit dem Gegengeschlecht Sex gehabt oder Beziehung geführt, verlieben sich dann aber plötzlich in eine Person des eigenen Geschlechts. Oder sie empfinden „eigentlich“ heterosexuell, haben aber oft sexuelle Fantasien von Menschen des eigenen Geschlechts oder Transpersonen.

Was bedeutet das alles und wie kann man „sicher“ sein, wer oder was man ist? So unbefriedigend das sein mag: Auf diese Frage gibt es keine einfache (und schon gar keine endgültige) Antwort. Warum das?

  • Es gibt unterschiedliche Definitionen dafür, was es genau heißt, hetero, schwul, lesbisch, bi usw. zu sein.
  • Die Einteilung kann in Kategorien (Orientierungen) nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen, z.B. Fantasien, Vorlieben, sexuellem Verhalten, in wen man sich verliebt usw.
  • Gefühle, Bedürfnisse und auch die sexuelle Orientierung können sich im Laufe des Lebens ändern.

Aus diesem Grund gibt es auch keine genauen „Statistiken“, wie viele Menschen welche sexuelle Orientierung haben bzw. schwanken die Zahlen je nachdem, was in den Studien untersucht wird.

Das klingt verwirrend? Vielleicht machen folgende Überlegungen es verständlicher.

Die Kinsey- Skala

Der berühmte Sexualforscher Alfred Kinsey befragte in den 1940er Jahren über 11.000 Männer und Frauen über ihr Sexualverhalten. In den „Kinsey Reports“ (1948 & 1953) veröffentlichte er die Ergebnisse dieser (bis heute!) umfangreichsten Studie über menschliche Sexualität.

Besonders die Erkenntnisse über sexuelle Orientierungen erregten die Öffentlichkeit und galten als bahnbrechend:

  • Die meisten Menschen seien weder 100% homosexuell oder heterosexuell, sondern in einem Spektrum zwischen diesen beiden Polen einzuordnen. So sei etwa die Hälfte der Bevölkerung zu einem gewissen Grad bisexuell.
  • Auch würde ein und dieselbe Person im Laufe ihres Lebens ihre sexuelle Orientierung in die eine oder andere Richtung verändern können.

Für die Einordnung auf der „Kinsey Skala“ wurden sowohl sexuelles Verhalten als auch psychische Erfahrungen (z.B. Fantasien) berücksichtigt. Sie reicht von 0 (ausschließlich heterosexuell) bis 6 (ausschließlich homosexuell).

Die Kinsey-Skala wird bis heute dafür herangezogen, sexuelle Orientierungen einzuordnen. Leider bezieht man sich dabei aber oft nur die Häufigkeit sexuellen Handelns, also wie oft jemand mit Menschen des eigenen oder Gegengeschlechts Sexualität lebt oder lebte.

Das „Sexual Orientation Grid“ von Klein (KSOG)

Sexuelle Orientierung ist aber mehr als das, was Menschen (sexuell) tun. Ein Versuch einer anderen Einordnung stammt vom Sexualwissenschaftler Fritz Klein (1985). Klein und seine Mitarbeiter erweiterten die Kinsey-Skala. Das „Klein Sexual Orientation Grid“ (KSOG) ermöglicht eine komplexere Einordnung von sexuellen Orientierungen.

Es erhebt einerseits drei Bereiche des Selbsterlebens:

  • Von wem man sich sexuell angezogen fühlt.
  • Mit wem man Sexuelles erlebt
  • Von wem man fantasiert

Andererseits nennt er drei Bereiche, die sexuelle Orientierung im engeren Sinne betreffen:

  • Von wem man sich sexuell angezogen fühlt
  • Mit wem man Sexuelles erlebt
  • Von wem man fantasiert

Besonders wichtig ist auch, wie sich eine Person selbst erlebt, also ihre Selbstidentifikation.

Variablen Vergangenheit Gegenwart Idealvorstellung
Sexuelles (Selbst-)Erleben
A Sexuelle Anziehung
B Sexualverhalten
C Sexuelle Anziehung
Aspekte sexueller Orientierung im engeren Sinn
D Emotionale Vorliebe
E Soziale Vorliebe
F Lebensstil (Hetero/Homo)
Selbstidentifikation
G Selbstidentifizierung
Werte Beschreibung für Variable A-E Beschreibung für Variable F-G
1 nur das andere Geschlecht nur heterosexuell
2 meistens das andere Geschlecht meistens heterosexuell
3 mehr das andere Geschlecht mehr heterosexuell
4 beide Geschlechter gleich hetero/schwul/lesbisch gleich
5 mehr das eigene Geschlecht mehr schwul/lesbisch
6 meistens das eigene Geschlecht meistens schwul/lesbisch
7 nur das eigene Geschlecht nur schwul/lesbisch
Variablen Definition / Beschreibung / Frage
A Sexuelle Anziehung Zu wem fühlst du dich sexuell hingezogen?
B Sexualverhalten Mit welchem Geschlecht hattest du Sex?
C Sexuelle Anziehung Um welches Geschlecht drehen sich deine sexuellen Fantasien? (Beim Masturbieren, Tagträume aus dem realen Leben entlehnt oder als reine Einbildung.)
D Emotionale Vorliebe Emotionaler Einfluss, wenn nicht eingegrenzt, der physikalische Akt der Liebe. Liebst du und magst du nur Angehörige des gleichen Geschlechts, nur des anderen Geschlechts oder Angehörige beider Geschlechter?
E Soziale Vorliebe Soziale Vorliebe ist eng verbunden mit, aber oft verschieden zur emotionalen Vorliebe. Welches Geschlecht bevorzugst du um mit ihm deine Freizeit zu verbringen und bei welchem Geschlecht fühlst du dich am wohlsten?
F Lebensstil (Hetero/Homo) Wie ist die Sexuelle Identität der Leute in deren Gesellschaft du dich bewegst?
G Selbstidentifizierung Wie schätzt du dich selbst ein?

Jedes KSOG ergibt ein ganz individuelles Bild, das sich auch in größeren Gruppen kaum genauso wiederholt. Es geht nicht darum, ein „Endergebnis“ oder einen „Durchschnittswert“ zu errechnen, sondern eher, die eigene Einzigartigkeit begreifbar zu machen und auch den dynamischen Aspekt von sexueller Orientierung.

Was bringt das KSOG?

  • Es zeigt auf, dass jeder Mensch einzigartig ist.
  • Es zeigt auf, dass sexuelle Orientierung nicht nur am Verhalten „festzumachen“ ist.
  • Es zeigt auf, dass sich sexuelle Orientierung verändern kann.
  • Es lässt Erlebnisse, Gefühle oder Erfahrungen besser einordnen, die viele verwirrend finden.

Was sind Kritikpunkte am KSOG?

  • Es geht immer noch von zwei Polen aus, die ja auch nur Konstrukte („Erfindungen“) sind.
  • Es geht davon aus, dass alle Menschen sexuell empfinden. Asexuelle sehen das aber anders.
  • Es geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechtern (Mann und Frau) gibt. Auch das sehen viele (zurecht!) anders.

6) Sexuelle Identitäten

Den Begriff „Geschlecht“ benutzen viele Menschen, um entweder die Genitalien eines Menschen zu benennen oder das „Mann“- bzw. „Frau“-Sein zu beschreiben. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber eine Vielzahl an Bedeutungen für dieses Wort:

Chromosomales Geschlecht: wird durch die Chromosomen bestimmt (z.B. XX / XY / XXY / usw.).

Gonadales Geschlecht: wird durch die Keimdrüsen bestimmt (Eierstöcke / Hoden).

Genitales Geschlecht: wird durch die primären Genitalien bestimmt (Penis / Vagina).

Somatisches Geschlecht: wird durch primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale bestimmt und entspricht dem körperlichen Geschlecht.

Juristisches Geschlecht: wird kurz nach der Geburt durch die Hebamme zugewiesen und bezeichnet das staatlich anerkannte Geschlecht. Dieses Geschlecht kann durch eine Personenstandsänderung angepasst werden.

Soziales Geschlecht: wird durch soziale Anerkennung bestimmt. Es ist jenes Geschlecht, das durch das soziale Umfeld zugewiesen wird.

Identitätsgeschlecht: wird durch die eigene Geschlechtsidentität bestimmt. Es ist das eigene Geschlecht, also jenes, zu dem sich in Mensch zugehörig fühlt.

Was bedeutet Geschlechtsidentität?

Die sexuelle Identität bezeichnet das Selbsterleben einer Person. Es ist die persönliche Gewissheit, einem oder auch mehreren Geschlechtern anzugehören.

Meist wird Geschlechtsidentität erst dann Thema, wenn die betreffenden Menschen Widersprüche erleben: Sie empfinden ihren Körper nicht, teilweise oder nicht immer übereinstimmend mit ihrer Identität oder werden von anderen Menschen einer Identität zugeordnet, die sie selbst nicht als stimmig erleben. Das Fremdbild entspricht dann nicht dem Selbstbild.

Welche sexuelle Identitäten gibt es?

1. Was ist Cis-sexuell?

Die Begrifffe „Cis“ (lateinisch = „diesseitig“), „cis-geschlechtlich“ oder „cisgender“ meinen Menschen, für die das zugewiesene Geschlecht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt, z.B.: Eine „biologische“ Frau, die sich auch selbst als Frau erlebt.


2. Was ist transgender?

= Überbegriff für alle Phänomene, bei denen Geschlechtergrenzen in Frage gestellt und überschritten werden. Andere Begriffe sind transident oder transgeschlechtlich.

Was ist transsexuell?

= das ist ein veralterter Begriff für transgender. Er wurde als Diagnose im medizinischen Bereich verwendet. Heute verwendet man den Begriff „Transidentität“, weil es weniger um die Sexualität von Transgender-Personen geht, sondern um Identität, geschlechtliches Selbsterleben und/oder das geschlechtliche Rollenverhalten.

Wie sind Trans*Personen?

Trans*Personen sind Menschen, die sich entweder gar nicht, nur teilweise oder nicht immer dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Manche Trans*Personen wollen ihren Körper, ihr Aussehen oder ihre Geschlechtsrolle dauerhaft und ständig dem anderen Geschlecht angleichen.

Trans*Personen benennen sich manchmal auch als trans*Frauen (Mann-zu-Frau) oder trans*Männer (Frau-zu-Mann).

Geschlechtsangleichung ist dem Begriff der Geschlechtsumwandlung vorzuziehen: Das empfundene Geschlecht wird (durch Operation oder Hormontherapie) nicht umgewandelt, sondern der Körper wird dem empfundenen Geschlecht angeglichen.

Der Prozess der körperlichen Angleichung (durch Operationen und/oder Hormontherapie) wird häufig als Transition bezeichnet.

Andere Trans*Personen wollen sich keiner Geschlechterkategorie zuordnen, Geschlechter wechseln oder sich mehreren Geschlechtern zugehörig fühlen.

Unter den Begriff Trans* fallen somit unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichstem Selbstverständnis und Identitäten.


3. Was ist intersexuell?

Intersexualität ist ein medizinischer Sammelbegriff für verschiedene geschlechtliche Variationen und Erscheinungsbilder. Der Begriff intersexuell (oder inter*) wird auch von intergeschlechtlichen Menschen als Eigenbezeichnung verwendet, ebenso wie „herm“ (vom Begriff „Hermaphrodit“).

Inter* bzw. intergeschlechtlich ist ein Mensch, der

genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder

anatomisch (aufgrund seiner inneren und äußeren Geschlechtsorgane) und/oder

hormonell (aufgrund der Produktion von Geschlechtshormonen)

nicht den Normen, die für das weiblich oder männliche Geschlecht festgelegt wurden, entspricht.

  • Inter* kann auch eine Geschlechtsidentität sein, muss es aber nicht.
  • Intersexuelle können eine männliche, weibliche oder trans*Identität haben.
  • Intersexuelle können auch verschiedene sexuelle Orientierungen (hetero-, homo-, bi- und pansexuell) haben.

4. Was sind Nonbinary Identities?

= Überbegriff für Geschlechtsidentitäten, die außerhalb oder zwischen der Dichotomie Mann oder Frau liegen.

Queer

= Menschen verwenden diesen Begriff, um ihre geschlechtliche Identität zu beschreiben, die sich zwischen den herkömmlichen zwei Geschlechtern oder jenseits davon- ohne sich konkret zu definieren.

Agender

= Menschen, die sich keinem Geschlecht zuschreiben bzw. „agender“ als Geschlechtskategorie verwenden.

Bigender

= Menschen, die sich beiden Geschlechtern zuschreiben; sprich: nicht entweder/oder, sondern sowohl-als- auch.

In-Between

= Menschen, die ihre Zuweisung auf eine männliche oder weibliche Position ablehnen und sich zwischen den Geschlechtern identifizieren.

Multigender

= Menschen, die sich mehreren Geschlechtern zuschreiben, also z.B. Mann, Frau und alles dazwischen und darüber hinaus.

Gender*Bending / Gender*Blending

To bend = verbiegen: Das aktive Überschreiten und In-Frage-Stellen der traditionell festgelegen Genderrollen, mitunter auch in Form von sozialpolitischen Aktionismus.

Androgyn

= Menschen, die sich bewusst als nicht geschlechtlich zugeordnet darstellen oder anderen Menschen so erscheinen- entweder durch ihre körperliche Erscheinung, die Wahl der Kleidung oder des Verhalten (Altgriechisch: andros = Mann, gyne = Frau).

Das Thema der sexuellen Orientierungen und Identitäten ist, wie man merkt, ganz schön komplex und kann auch verwirrend sein. Aber wir Menschen sind eben komplex. Und es ist auch wunderschön, dass wir in einer Welt der Vielfalt leben und alle einzigartig sind!


Wie kann Sexualtherapie / Paartherapie hier nützlich sein?

Viele Klienten und Klientinnen nützen den geschützten Rahmen einer Therapie bei mir,

  • weil es sie verstört, ängstigt oder verwirrt, wie sie empfinden.
  • weil sie eine Position finden möchten, die für sie und ihr aktuelles Leben stimmig ist.
  • weil sie nicht wissen, ob und wie sie mit Anderen darüber sprechen sollen (Familie, Freunde etc.).
  • weil ihr Partner/ ihre Partnerin nicht mit der eigenen Orientierung oder Identität zu recht kommt.
  • weil sie Diskriminierung, Mobbing oder (verbale, psychische oder physische) Gewalt erlebt haben.
  • weil sie Angehörige, Freunde, Bekannte haben, die sie unterstützen wollen.
  • weil sie sich Hilfe auf der Suche nach Beziehung oder Sex wünschen.

Ich habe 8 Jahre an einer Beratungsstelle gearbeitet, deren Schwerpunkt die Arbeit mit Menschen unterschiedlichster sexueller Orientierungen und Identitäten ist. Daher habe ich sehr viele Lebenswelten kennen gelernt. Natürlich haben nicht alle Anliegen nur direkt etwas mit der eigenen sexuellen Orientierung und Identität zu tun. Aber die Orientierung und Identität fließt in fast jeden Lebensbereich mit ein. Deswegen ist es gerade für Therapie und Beratung wichtig, bedingungslos angenommen und wertgeschätzt zu werden- als die Person, die man ist, ohne auf Etiketten reduziert zu werden. Das ist mir in meiner Arbeit besonders wichtig!